Goldrush 2001 Brooks Range

 Alaska

Ein Bericht von Christian Hägler

Für Dani Gerbers Goldrush-Reise in Alaska letzten Sommer hatte sich trotz der tollen Reiseberichte mit ergiebigen Goldfunden in den Jahren zuvor, nur eine kleine Teilnehmerzahl für die Reise 2001 angemeldet. So traf sich die fünfköpfige Reisegruppe mit etlichen bekannten Gesichtern und Goiwasch-Cracks am Flughafen Zürich zum gemeinsamen Flug nach Alaska. Als Tourguide amtete für einmal Erwin Duss, der Dani wegen Vaterfreuden vertrat. Mit Toni Bichsel und Jakob Heid hatten wir weitere, erfahrene Goldwäscher für unsere Truppe beisammen. Mit Paul Mathis war auch die ältere Goldwäschergeneration vertreten. Nach einem ruhigen Flug Zürich-Anchorage erlebten wir auf dem anschliessenden Inlandflug nach Fairbanks eine Spezialeinlage des Piloten. Aufgrund des herrlichen Wetters und der ausgezeichneten Sicht auf den Mt. Mc Kinley steuerte er die Boing kurzerhand nahe am Gipfel vorbei und umkreiste einen Teil des Gipfelmassives. Diese Spezialeinlage hätte ihm den Job kosten können. Aber wir sind hier eben in Alaska. Nach der Ankunft in Fairbanks nisteten wir uns wie die Reisegruppen in den Jahren zuvor im B&B von Peggy ein. Danach galt es erst einmal den Durst und Hunger zu stillen. Eine Honky-Tonk Bar und ein kleines Restaurant in der Nähe wurden durch uns in Beschlag genommen. Die ersten Tage wurden wir im Bed&Breakfast von Peggy der Besitzerin bestens versorgt. Die Einkäufe für unseren Trip in die Wildnis erledigte Erwin am ersten Tag nach Ankunft in Fairbanks alleine. Entgegen der Reise 2000 war diesmal nicht so viel Proviant und Bier erforderlich. Wir anderen schauten uns währenddessen im Alaskan Prospector nach Waschschleusen und anderen Goldwaschutensilien um, die wir am Crevice Creek brauchen würden. Der Ladenbesitzer liess uns sogar eine paar Pfannen Paydirt auswaschen. Toni wurde sofort vom Goldfieber gepackt und konnte nur noch mit Mühe vom Waschtrog weggelockt werden. Wähnte er sich wohl an den Kiesbänken der Rottache ? Am Nachmittag besuchten wir alle den Freizeitpark Alaskaland, wobei wir auch hier nicht ums Goldwaschen herumkamen. Als wir verwegenen Schweizer Digger feststellten, dass im Sand des Waschtroges mehr, offenbar beim Waschen verloren gegangenes Gold zum Vorschein kam als in den gekauften, präparierten Goldsäckchen, wurden wir vom Ladenbesitzer freundlich aber bestimmt in die Flucht geschlagen. Am Abend gab es Barbecue mit riesigen Steaks und gegrillten Maiskolben. Am nächsten Tag besuchten wir Pedros Monument, eine Recreational Goldpanning Area ausserhalb von Fairbanks. Gold fanden wir mit Ausnahme von einigen Staubkörnchen keines. Obwohl im Bach nur Spuren von Gold zu finden sind, tummelten sich einige einheimische Diggers am Pedro Creek. Am nächsten Tag ging's los in Richtung Crevice Creek in die Brooks Range. Alle waren am Flughafen sehr aufgeregt und träumten bereits von sagenhaften Goldfunden. Aber natürlich war erst einmal warten angesagt. Unser Flug nach Bettles wurde kurzerhand von offenbar besser bezahlenden Touristen in Beschlag genommen.

Nachdem Toni fast verzweifelt war und keine Steine mehr fand um sie vor dem Para- Tour Gebäude weg zu kicken, konnten wir endlich rund 4 Stunden später als geplant nach Bettles abfliegen. Rolf von der Para Tours begleitete uns. Der ca. einstündige Flug mit einer zweimotorigen Piper Navajo über die eiszeitlich anmutende Tundralandschaft, über den schon vom weiten silbrig glänzenden Flusslauf des Yukon und schliesslich die Passage des Polarkreises war atemberaubend. In Bettles wartete bereits John ein Buschpilot mit seiner Cessna sowie leider auch eine riesige Meute hungriger Moskitos auf uns. Bereits mussten das erste mal die Anti Brumm-Fläschchen gezückt werden, um die Blutsauger in Schach zu halten. Rolf, ich und Paul flogen zuerst. Dann folgten Erwin, Toni und Jakob. Am Crevice Creek wurden wir von den Claimbesitzern Bill und Lill auf ihrer nördlichsten Farm der USA bereits erwartet und herzlich begrüsst. Auch die Moskitos hatten eine helle Freunde an uns. Nach einem stärkenden Café in ihrem Blockhaus beluden wir den von Bill bereitgestellten Lastenschlitten an seinem Bulldozer. Unter der Belagerung von Moskitoschwärmen, die es besonders auf Lill abgesehen hatten, zog Bill uns in Richtung Camp. Doch einige hundert Meter vor dem Camp gab der Bulldozer plötzlich seinen Geist auf. Der Ventilator war nach einem Keilriemenriss ausgestiegen und der Motor hatte sich danach zu stark überhitzt. Wir versuchten den Keilriemen durch ein Stück Seil zu ersetzen aber zu allem Unglück hatte sich nun auch der Anlasser verabschiedet. So waren wir gezwungen unser Gepäck und die Campausrüstung die letzte Wegstrecke zu tragen. Bill versprach am nächsten Tag mit Ersatzteilen zurückzukommen. Trotzdem trugen wir sicherheitshalber das gesamte Material zum Camp. Eine weise Voraussicht, den in Alaska ist ''am nächsten Tag'' ein dehnbarer Zeitbegriff.

Müde von der Plackerei gönnten wir uns erst einmal ein Bier. Danach errichteten wir bei wundervollem Mitternachtssonnenschein und warmen Temperaturen einen Teil des Camps. Bald war ein monotones Schnarchen zu vernehmen, dass jeden Grizzly vertrieben hätte.

Am nächsten Morgen erweiterten wir nach einem stärkenden American Breakfast unser Camp, errichteten den Donnerbalken, ein Schutzzelt für das Gepäck und den Esstisch, eine Solardusche mit Moskitonetz sowie die Küche und den Vorratsplatz.

Erstes Goldfieber

Am Nachmittag überwiegte das Goldfieber und Erwin führte uns an den Bach. Rund 20 Gehminuten oberhalb unseres Camps befand sich eine Stelle, die bereits von den Teilnehmern der letztjährigen Reise für erste Goldgelüste geeignet war. Nach Napfmanier oder Disentiser-Diggerart machten wir uns sofort am Bach zu schaffen. Jeder fand bereits nach kurzer Zeit ein wenig Edelmetall und die für uns Napfgrübler ungewöhnlich grossen und dicken Flitter liessen unsere Goldwäscherherzen bald höher schlagen. Insgesamt fanden wir an diesem halben Tag bereits über 10 Gramm Gold. Am Abend gab's natürlich ein ausgiebiges Miners Dinner und alle waren sehr zufrieden mit der ersten Ausbeute. Die Erwartung für den nächsten Tag waren sehr gross, zumal uns Erwin an bessere Fanggründe führen wollte.


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Der grosse Fund

Diese Stellen, rund eine Stunde Wegstrecke vom Camp entfernt, beginnen oberhalb Bills alter Sluice Box und wurden offenbar nur von Oldtimers bearbeitet. Überall im umliegenden Gebüsch finden sich Überreste ihrer Goldwaschausrüstungen, die zum Teil auch aus Bills Anfängerzeit stammen dürften. Ein grosser Wasserwerfer auf alten Tailings zeugt davon, dass dem Gold offenbar auch mit Hydrauliking zu Leibe gerückt wurde. Unterwegs zur Schürfstelle trafen wir zu unserer Überraschung auf drei Männer, die in den umliegenden Bergen nach der Leiche und dem Flugzeugwrack des abgestürzten Bruders des einen gesucht haben. Leider blieb ihre Suche erneut erfolglos. Oberhalb von Bills dahinrostender Waschanlage hatten wir unser Eldorado endlich erreicht. Zuerst nahmen wir den Bach und die umliegenden Uferböschungen in Augenschein. Erwin beschäftigte sich mit Crevicing und saugte mit der Handpumpe unter Steinen bereits nach wenigen Minuten kleine Nuggets und grosse Flitter hervor. Wir anderen installierten die Waschschleusen im Bach. Eine Stelle an der bereits die Diggers vom letzten Jahr schaufelten, überzeugte mich, trotz Erwins grossem Optimismus, bereits nach wenigen Schaufeln nicht sonderlich. So verliess ich mich auf meinen eigenen Napfriecher und fand eine bessere Stelle etwas oberhalb in einer leichten Bachbiegung und in einer Gefällestufe mit Absätzen im Bedrock. Hier musste sich das gelbe Metall doch seitlich des Hauptzuges irgendwo abgelagert haben. Tatsächlich, bereits nach wenigen Schaufeln blitzte ein fast kreisrundes 6 gr. Nugget im Schleuseneinlauf. Nur wenige Schaufeln später folgte ein kleineres Nugget. Was für ein tolles Gefühl. Die anderen machten sich nun ebenfalls an dieser Uferböschung zu schaffen und fanden innert kurzer Zeit kleinere und grössere Nuggets sowie feineres Waschgold in beachtlichen Mengen. Danach erlebte ich die Sternstunde meiner bisherigen Goldwäschertätigkeit. Ein 23.5 gr. Brocken lag im Einlauf der Schleuse. Trotz des aufgewühlten, trüben Wassers leuchtete er deutlich gelb im Schleuseneinlauf. Da ich sehr heiser war, eine Folge der trockenen Flugzeugluft oder der eiskalten Biere am ersten Abend ?, konnte ich kaum juchzen und krächzte wie eine alte Krähe. Dies war offenbar der Startschuss für einen absolut erfolgreichen Tag, denn nur wenig später fand Erwin etwas oberhalb auf einem Absatz liegend ein 19.5 gr. Nugget. Doch es sollte noch besser kommen. Nachdem wir am Abend die Schleusen für ein letztes clean up aus dem Bach genommen hatten, säuberte die Strömung den Bedrock von Kies und Sand und Risse und Spalten wurden sichtbar. Ich wollte gerade mein Guckrohr holen, um die Risse näher zu untersuchen, als Erwin den Big Find bereits mit einem Cowboy-Jodler aus einer Felsspalte zog. Das sagenhafte 28.5 gr. Stück lag einfach in einem Riss praktisch unter der Stelle, wo wir tagsüber die Schleuse gesetzt hatten.

Insgesamt fanden wir an diesem zweiten Tag am Crevice Creek rund 106 Gramm (ca. 3.3 Troy-Unzen) Gold. All unsere Erwartungen hatten sich bei weitem übertroffen. Dieser Rekord sowie auch die Rekordnuggets wurden am Abend ausführlich mit einem feinen Essen und den entsprechenden hochprozentigen Seelenwärmern gefeiert. Das Gold in der Brooks Range besitzt einen sehr schönen Glanz und die drei Rekordnuggets sind praktisch massiv ohne grosse Einschlüsse von Schweremineralien oder Quarz ausgebildet. Noch nie habe ich in einem Zelt besser geschlafen als in dieser Nacht. Ich glaube den anderen ging es nicht anders.

Und danach?

Für den nächsten Tag nahmen wir uns die Uferböschung in der Bachbiegung nochmals genauer vor. Dazu entfernten wir ein altes Wasserrohr von Bills Schleuse und Wurzeln. Den Kies wuschen wir durch die Schleusen. Aber mit Ausnahme von ein paar Flittern konnte dem Bach an dieser Stelle kein Gold mehr entlockt werden. Auf einen weiteren Abtrag der Uferböschung haben wir aufgrund der immensen Arbeit verzichtet, zumal auch kleinere Bäume hätten gefällt werden müssen. Danach entfernten wir in der Nähe grosse Steine im Bachbett um Spalten und Risse abzusuchen. Durch absaugen des Materials konnte wiederum einige schöne Goldfunde gemacht werden. Zum Teil sah man die Flitter und Goldkörnchen zwischen den schiefrigen Gesteinsplatten liegen. Da sich die Funde aber als vergleichsweise eher Bescheiden herausstellten, waren für den nächsten Tag neue Goldgründe angesagt. Während Erwin noch einmal die alte Stelle prospektieren wollte, suchten Toni, Paul, Jakob und ich bachaufwärts neu Stellen. Da der Bach in diesem Bereich nur am Ufer Kies führt und in der Strömung über blanken bedrock fliesst eignet sich dieser Bachabschnitt ausgezeichnet für das Absuchen von Spalten und Rissen. Die zum Teil grossen Gesteinsplatten konnten mit Brech- und Hebeisen gut abgelöst werden. Kaum hatte man eine Platte beiseite gewuchtet glänzte es auch schon in den freigelegten Spalten. Mit der Handpumpe liessen sich die freigelegten Partien problemlos absaugen und in praktisch jeder Pfanne leuchtete das gelbe Edelmetall. Am Abend ergab das Abwägen des Goldes rund 20 Gramm, darunter ein 4 Gramm Nugget. Die beiden nächsten Tage brachten mit je rund 12 Gramm etwas weniger Gold. Dafür belohnte uns der Norden mit zwei eisigen Nächten und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Auch tagsüber war das Wetter an diesen Tagen eher zu kalt. Mit ausgezeichneten Äschen im Bierteig ausgebacken sowie den wärmenden Lagerfeuern liessen wir uns von der Kälte nicht beeindrucken. Oder waren es gar die hochprozentigen Feuerwässerchen die entsprechend zur Verträglichkeit beitrugen ? Zudem hatten wir das erhoffte Ziel erreicht eine Unze Gold pro Teilnehmer zu finden, was wiederum einen kleinen Rekord bedeutete. Verpassten doch die Teilnehmer der letzten Goldrush-Reise diesen Rekord nur ganz knapp. Unserem 'Stachli' einem Stachelschwein, dass unserem Camp fast jede Nacht einen Besuch abstattete, beeindruckte das kalte Wetter ebenfalls nicht sonderlich. Insbesondere Toni, der mangels Schlaf wegen der Kälte oft schon sehr früh auf den Beinen war, verbrachte mit Stachli manch frühen Morgenstunden am Lagerfeuer. Den Moskitos schien die Kälte ebenfalls nicht sonderlich viel auszumachen und so schwirrten sie unablässig um unser Camp, immer auf der Lauer nach einer nackten Stelle Haut. Während Paul, Jakob und ich die Stiche recht gut wegstecken konnten, hatte Erwin aufgeschwollene Unterarme wie Popeye und Tonis Gesicht sah aus wie nach einem Boxmatch. Der sechste Tag am Crevice Creek brachte nicht nur wärmeres Wetter und endlich wieder Sonnenschein, sondern liess auch in den Goldwaschpfannen wieder mehr Edelmetall aufblitzen. Am Abend ergab das Wägen ca. 23 Gramm Gold darunter vier Nuggets von je 2.5 bis 3 Gramm Gewicht. Es war immer wieder faszinierend zu sehen wie die Nuggets beim Losbrechen von Gesteinsplatten in den Rissen lagen. Erwin fand an diesem Tag drei der Nuggets an derselben Stelle liegend, nachdem er eine grosse Schieferplatte mit dem Brecheisen weg gewuchtet hatte. Die letzten zwei Tage, die wir zum Goldwaschen zur Verfügung hatten verbrachten wir an viel versprechenden Stellen etwas bachabwärts. Hier führt der Crevice Creek mehr Geschiebe im Bach, so dass die Waschschleusen besser eingesetzt werden konnten. Hinter einem Absatz schaufelten Jakob und Erwin und fanden in Erwartung eines grossen Goldfundes Unmengen hasel- und baumnussgrosse Magnetite. Das Schwerekonzentrat am Crevice Creek enthält nebst Hämatit, insbesondere beachtliche Mengen an schön geschliffenen Magnetiten. Zum Teil finden sich am Ufer oder im Kies richtige Magnetitnuggets von beachtlicher Grösse und schöner, pechschwarzer Farbe. Toni und Paul versuchten ihr Glück noch etwas weiter bachabwärts. Am Abend des vorletzten Goldwaschtages ergab das Abwägen rund 12 Gramm Gold. Zuvor wurden wir durch ein heftiges Gewitter zum Abbruch der Goldsuche gezwungen.

Den letzten Tag zum Goldwaschen verbrachten wir nochmals an der Stelle, wo wir am ersten Tag unseren Goldhunger gestillt hatten. Das Ziel, am Abend gesamthaft 200 Gramm Gold beisammen zu haben, verpassten wir nur um ein halbes Gramm. Nach acht Tagen hatten wir für die Goldteilet insgesamt 199.5 Gramm Edelmetall zur Verfügung. Dies ergab für jeden die stolze Menge von knapp 40 Gramm.


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Good-bye Crevice Creek

Der letzte Tag wurde mit Wehmut begangen. Galt es doch da Camp abzubrechen und vom Crevice Creek abschied zu nehmen. Nach dem Frühstück war das Camp dann auch sehr rasch abgebrochen und das Gepäck bereitgestellt. Wir liessen in Gedanken die vergangenen Tage vorbeiziehen, die von sehr schönen Funden begleitet wurden. Insbesondere Erwin mit seinem unermüdlichen Crevicing zauberte immer wieder Nuggets aus dem Bach. Toni, Jakob, Paul und ich trugen zum feineren und gröberen Waschgold bei.

Das Campleben genossen wir trotz der zeitweise massiven Moskitoattacken, gelegentlichen Regenschauern begleitet von Gewittern sowie auch der teilweise eisigen Temperaturen nachts in vollen Zügen. Beim täglichen Toilettengang hat sich so jeder seine eigene Abwehrtechnik gegen Moskitos angeeignet. Das Anti Brumm (Forte) bewährte sich übrigens in der Wildnis von Alaska ausgezeichnet. Schweren Herzens und in grosser Erwartung von Bills zwischenzeitlich repariertem Bulldozer nahmen wir nach rund einer Woche Goldwaschen, Abschied vom Crevice Creek. Das monotone Brummen von Bills Bulldozer brachte uns dabei zurück in die Realität und die Moskitoschwärme, welche Lill wie gewohnt mit sich führte, trugen ein ihres dazu bei. Bald war der Lastenschlitten beladen und alle zur Abfahrt bereit. In Bills Blockhaus wurden durch Lill erst einmal unsere Funde inspiziert und ein paar grössere Nuggets nachgewogen. Bill erzählte uns dabei von seinen grössten Goldfunden (ein vier Unzen Nugget) sowie von ergiebigen Paystreaks. Allein an der Stelle wo heute das Goldwäschercamp steht, fand Bill über 200 Unzen Gold. Während des Wartens auf John mit seiner Cessna erzählte uns Bill auch von Bärenbegegnungen und einer Bärenattacke, deren er nur knapp lebend entgangen ist. Insgesamt hatte er während seiner über 40-jährigen Goldwäscher- und Farmerzeit aber nur etwa fünf riskantere Bärenbegegnungen. Wir selbst hatten während unseres Aufenthaltes nur ältere Bärenspuren sowie frische Wolfs- und Caribou-Spuren entdeckt. Stachli unser zahmes Stachelschwein, natürlich unsere lieben Moskitos, ein paar Vögel sowie die Äschen im Bach waren so ziemlich die einzigen Wildtiere, die wir zu Gesicht bekamen. Lill misstraut Meister Petz so sehr, dass sie nur mit einer 44-er Magnum aus dem Hause geht und sei es nur um kurz Gemüse aus dem Garten zu holen. Die kleine zierliche Indianerfrau und die grosse Waffe in ihrem Halfter bildete zu uns Greenhorns ein Bild, das kaum widersprüchlicher hätte sein können. Im Gegensatz zu ihr verliessen wir uns indes auf Bärenspray und kleine Bärenglöckchen. Bill versicherte uns, dass insbesondere Bärenglöckchen der beste Schutz vor Bären bietet. Denn sieht euch der Bär mit diesem Gebimmel lacht er sich garantiert tot und ihr habt kein Bärenproblem mehr. Für äusserste Notfälle hatte Erwin allerdings immer eine Waffe dabei. Das beruhigte auch die Chechacos aus der Schweiz. Da Bill ein lockerer Zahn zu schaffen machte, nutzte Erwin die Wartezeit auf den Rückflug kurzerhand um als Zahnarzt den Störenfried mit einer Beisszange zu ziehen. Bill liess die kurze Prozedur ohne Regung über sich ergehen, während Lill für ihn den Schmerz nachfühlte und sich ihr braunes Indianergesicht weiss verfärbte. Das Brummen von Johns Cessna bedeutete den endgültigen Abschied vom Crevice Creek und von den beiden herzlichen Menschen. Lill ermahnte uns im nächsten Jahr wieder zu kommen. John flog die Strecke nach Bettles wiederum zweimal. Die zweimotorige Navajo brachte uns danach trotz Gewitter und Regenfronten sicher nach Fairbanks zurück. Hier erwartete uns herrliches Sommerwetter und, o Wunder, keine Moskitos. Zurück im Bed & Breakfast von Peggy wurde erst einmal die Dusche ausgiebig in Anspruch genommen. Trotz Solardusche am Crevice Creek konnte sich aufgrund des kühlen oder kalten Wetters niemand so recht zu einer Freiluftdusche hinreisen lassen. Den letzten Abend in Fairbanks nutzten wir noch für einen Einkaufsbummel und ein üppiges Abendessen. Danach wollten wir uns noch ein Bier zu Gemüte führen. Die erste Bar erwies sich jedoch gelinde ausgedrückt, als sehr anrüchig. Angesichts des vielen nackten Fleisches und der Preise für Bier und Feuerwässerchen verliessen wir das Lokal fluchtartig. Hatte uns das Leben in der Wildnis offenbar zu sehr sensibilisiert oder verändert ? Oder waren wir etwa der puritanischen Haltung der Amerikaner verfallen ? Die zweite Bar versprach wesentliche Besserung und wir konnten unseren Durst doch noch stillen.

Am nächsten Morgen galt es endgültig von Alaska Abschied zu nehmen. Erwin blieb noch eine Woche länger und hatte sich vorgenommen die Umgebung um Fairbanks näher zu erkunden. Toni, Paul, Jakob und ich flogen nach Anchorage. Die Rückreise erfolgte wieder mit den üblichen Verzögerungen und Wartezeiten. Diesmal durfte sich auch die Balair zu den Verspätern zählen. Aufgrund eines Defektes am Flugzeug war unser Rückflug um fünf Stunden verschoben worden. Diese Zeit nutzten wir für einen kurzen Ausflug und Einkaufsbummel in Anchorage. Der Rückflug nach Zürich selbst verlief problemlos. Im Flugzeug träumten alle von ihren Erlebnissen und manch einer schwor sich, sicher eines Tages an den Crevice Creek zurückzukehren. 


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