Goldrush 2000  Brooks Range Alaska

3. Teil Ein Bericht von Erwin Duss

 

Flug zum Wild Lake

Wir erinnern uns, unsere Kollegen mit denen wir am Crevice Creek eine wunderschöne und sehr erfolgreiche Zeit verbracht haben, sind auf dem Rückflug in die Schweiz. Nur meine Kollegen Fred Wiedmer, Claude Brogli, Daniel Gerber und ich sind in Bettles zurück geblieben und zu viert haben wir vor, uns zum Wild Lake ausfliegen zu lassen.

Mit im Gepäck sind diesmal zwei zusammengefaltete Kanus der Marke "Alley". Da unsere Goldwäscherausrüstung und das Essen auch einiges an Platz wegnimmt, fragen wir uns ernsthaft, ob wir alles in das Wasserflugzeug reinkriegen werden. Beim Beladen der Beaver macht unser Pilot Lance ernsthafte Sorgenfalten und würde uns am liebsten bitten, auf einiges Gepäck zu verzichten. Als erfahrener Vietnam- und Militärpilot, zieht er nach langem Anholmanöver auf dem kleinen See, das überladene Flugzeug aber gekonnt in die Lüfte.

Nach einem wunderschönen Flug von ca. 45 Minuten setzt er den Vogel auch gekonnt auf dem Wild Lake auf. Er steuert uns in eine kleine Bucht und sanft gleiten wir aufs Ufer zu. Nachdem wir die Maschine entladen und uns vom Piloten verabschiedet haben, suchen wir uns einen geeigneten Platz, um erneut ein Camp aufzubauen, das unseren Ansprüchen entspricht. Direkt am See, schlagen wir unseren Koch- und Essplatz auf, während weiter oben im Wald, auf wunderschönem weichen Moos, unsere Zelte zu stehen kommen.

Kanadische Seeforellen

Heute stehe ich früh auf und zimmere uns aus jungen Pappeln einen Tisch und zwei Bänke, so dass wir die nächsten Tage gemütlich absitzen und anständig essen können. Es ist bereits der 13. Juli und während unsere Kameraden auf dem Rückflug in die Schweiz sind, haben wir uns vorgenommen, diesmal das Glück beim Fischen zu versuchen. Nach den Angaben von Rolf Meyer soll es angeblich riesige Forellen und Hechte im See haben. Zuerst müssen wir aber die Boote zusammenbauen bevor wir unsere Probefahrt unternehmen können. Wir stechen daher unsere Paddel erst am Nachmittag ins Wasser und unternehmen einen Erkundungstrip auf dem oberen Teil des Sees. An jeder noch so ergiebig aussehenden Stelle, werfen wir unsere Köder aus, ohne Erfolg. Kurz bevor wir unseren Ausgangspunkt wieder erreichen, biegt sich plötzlich Daniels Rute und aus dem anfänglichen Hänger am Boden entpuppt sich plötzlich eine riesige kanadische Seeforelle, die wir uns auch gleich zum Abendessen zubereiten.

Surprise Creek birgt keine Überraschungen

Nach den Fischen von Gestern, lockt uns heute wiederum das Gold. Gemeinsam brechen wir mit unseren Kanus an die Flussmündung des Surprise Creeks auf. Schon nach kurzem finden wir Spuren von früher hier arbeitenden Goldsuchern, doch nirgends stossen wir auf anständigen Bedrock, wo wir den Detektor einsetzen können. Nach langem Suchen finden wir schliesslich doch noch einige Goldstäubchen, aber verwöhnt vom Crevice Creek befriedigt uns dies nicht, so machen Fred und ich früher Feierabend, um in der Nähe unseres Camps erneut die Angel auszuwerfen. Kaum haben wir mit Angeln angefangen, höre ich auch schon von Fred, " I ha eine dra", und ich sehe, wie sich seine Rute kräftig biegt. Nach einigen Minuten zieht er einen 85 cm langen Hecht an Land. Es dauert nicht lange und schon zappelt auch bei mir einer dieser pfeilförmigen Raubfische an der Leine. Ich mache mich damit auf den Weg zurück ins Camp, da ich keine Lust habe, die ganze Woche nur Fisch zu essen, als ich von Fred vernehme, dass er schon wieder einen an der Angel hat. Ich rufe ihm zu, den Fisch wieder freizulassen und zurückzukommen. Dies erweist sich jedoch als schwierig, denn der arme Fred versucht den Hecht mit blossen Händen vom Angelhaken zu befreien. Das um seine Freiheit kämpfende Tier beisst aber erneut zu und verletzt Fred ganz schön an der Hand. In der Zwischenzeit sind auch Claude und Dani im Camp angelangt, gerade als wir mit unserem prächtigen Fang zurückkommen und natürlich stolz damit prahlen. Nach dem schuppen und putzen der Fische, frittieren wir einen Hecht gleich zum Abendessen und heben den zweiten für den nächsten Tag auf.

Goldwasch-Triathlon

Für heute Samstag haben wir uns vorgenommen über den See zu paddeln und einen relativ schwierig zu erreichenden Bach auszukundschaften. Anhand der Angaben, die wir einer Karte entnehmen konnten, soll auch dieser Bach goldführend sein. Bevor wir unsere Pfanne jedoch mit Kies und hoffentlich Gold füllen können, paddeln wir zuerst fast eine Stunde über den spiegelglatten See. Anhand der Karte suchen wir uns die beste Stelle aus, von wo wir uns meistens auf Wildwechselpfaden durch die Taiga kämpfen. An der Flanke eines Hügels entlang, nähern wir uns nur ganz langsam unserem Ziel. Vielfach ist es sumpfig, dann wiederum versperren uns Büsche den Weg. Des öfteren stossen wir auf Bärenkot und müssen feststellen, dass wir nicht die einzigen sind, denen die Heidelbeeren gut zu schmecken scheinen. Als wir endlich den Bach erreichen, stellen wir fest, dass das Tal, wie anhand der Karte vermutet, sehr lang gezogen ist. Dani und Claude gehen uns voraus. Nach einem dreistündigen Marsch und null Bedrock, treten auch sie enttäuscht den Rückweg an und haben uns relativ rasch wieder eingeholt, nachdem wir ohne Erfolg aufgegeben hatten. Die lange und beschwerliche Wanderung zurück zum See zehrt ganz tüchtig an unseren Kräften. Erschöpft erreichen wir die Kanus. Jetzt wo die Beine ausruhen können, kommen die Arme zum Zug. Mit kräftigen Paddelschlägen meistern wir den Rest unseres heutigen Goldwasch-Triathlons. Nach einem erneuten Fischmenu mit Bier und für jeden einen guten Schluck Whiskey, kriechen wir alle hundemüde in unsere Schlafsäcke.

Ruhetag mit kulinarischem Ausklang

Nach dem anstrengenden Tag von Gestern, entschliessen wir uns heute Sonntag zum Ausruhen, Kartenspielen und Brotbacken. Zum Abendessen bereiten wir das aus der Schweiz mitgebrachte Käsefondue zu. Das frischgebackene Brot schmeckt dazu so herrlich, dass die acht Portionen Käsefondue fast nicht ausreichen. Auf unserem Selbstgezimmerten Tisch fehlt nur der Weisswein. Nach dem Essen macht sich Fred wieder einmal auf, die Angel auszuwerfen. Trotz Ermahnungen von Seitens Daniel, ja mit keinem Fisch zurückzukommen, dauert es nicht lange und Fred kehrt mit einer Seeforelle zurück, die er diesmal nicht vom Haken lösen konnte. Filetiert und mariniert bewahren wir sie in der Kühlbox auf, um sie Morgen zu essen.

Lang ersehnte Goldfunde

Motorenlärm reisst uns heute Montag aus unseren Träumen. Wie wir mit unserem Feldstecher feststellen können, haben unsere Nachbarn, die an einer Bachmündung in unserer Nähe campiert haben, ihre Zelte abgebrochen und lassen sich ausfliegen. Wir machen uns nach dem Frühstück daher mit den Booten auf den Weg, auch diesem Bach einen Besuch abzustatten. Wie beim Surprise Creek sehen wir, dass auch bereits in diesem Bach, die Goldgräber früher am Werk waren. Ganz schön systematisch haben sie die Steine wie Wände am Bachrand aufgeschichtet, um an das begehrte Metall zu kommen. Neben alten Goldwaschgeräten finden wir diesmal aber auch eine ca. dreissig Meter lange Stelle mit Bedrock. Es dauert nicht lange und wir finden Dank des Detektors unsere ersten Goldnuggets, neben vielen Nägeln und rostigen Metallteilen.

Am nächsten Tag machen wir uns erneut an der gleichen Stelle zu schaffen und lösen Steinplatte um Steinplatte um den Signalen des Detektors auf den Grund gehen zu können. Das lose Material saugen wir mit meiner Handpumpe, Marke Eigenbau ab, und waschen mit den Pfannen das Gold aus. Fast in jeder Pfanne glitzert ein Nugget oder einige Flitter. Am Nachmittag werden wir zwischendurch immer wieder von Regengüssen überrascht. Als wir alle mehr oder weniger durchnässt vor Kälte schlottern, brechen wir unsere Goldsucherei endgültig ab und kehren zu unseren Zelten zurück. Hier beginnen wir unser Lager abzubrechen, die Kanus auseinander zu nehmen und unsere Ausbeute zu wägen. Gesamthaft haben wir in den letzten zwei Tagen 24 Gramm Gold gefunden. Jeder kann zusätzlich zum Crevice Creek Gold somit noch 6 Gramm mehr nach Hause bringen.

Rückflug in die Zivilisation

Früh stehen wir heute auf, um das restliche Lager abzubrechen und unser Gepäck zusammenzupacken. Pünktlich um neun Uhr wie abgemacht, setzt Lance den Beaver auf dem Wildlake ab und steuert auf uns zu. Erleichtert ob der kleiner gewordenen Fracht verstaut er das Gepäck mit unserer Hilfe im Flugzeug. Nachdem alle angeschnallt sind, gibt er Vollgas und hebt das Flugzeug aus dem Wasser. Gemächlich überfliegen wir den See, fliegen entlang des Wild Rivers Richtung Süden und bekommen des öfteren Elche zu sehen, welche in kleinen Seen entlang unserer Flugroute äsen. Zurück in Bettles sollten wir eigentlich um 14 Uhr nach Fairbanks zurückgeflogen werden, doch wie es halt so in Alaska ist, wir müssen bis um 19 Uhr warten. Als wir endlich in Fairbanks eintreffen, fahren wir mit einem Taxi zu unserem Bed & Breakfast. Duschen ausgiebig und gehen mit hungrigem Magen ins nächstbeste Steakhouse. Nach einem kleinen Einkaufsbummel kurz vor 24 Uhr, fahren wir in unsere Unterkunft zurück und teilen unser Gold auf und legen uns für einige Stunden aufs Ohr. Um 4 Uhr gibt’s bereits Frühstück, da wir heute in aller Früh auf dem Flughafen einchecken müssen. Via Anchorage, fliegen wir nach einem dreiwöchigen, und rundum gelungenen Alaskaaufenthalt, zurück in die alte Heimat.


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